"Bleibt die Schule nach der Wahl so, wie sie ist?"

Albertus-Magnus-Gymnasiasten luden Politiker zur Diskussion ein

Will eine Partei das "G8", das Abitur nach acht statt neun Jahren, wieder abschaffen? Wie funktioniert eigentlich das Lernen in einer Klasse, wenn Kinder aus allen Schulformen gemeinsam Unterricht haben? "Dauert das nicht viel länger?" Klassen mit höchstens 20 Schülern - "schön, aber wie wird das bezahlt?" Schüler des Albertus-Magnus-Gymnasiums bohrten gestern nach, was Politiker in Sachen Schule und Hochschule ändern würden, wenn sie bei der NRW-Landtagswahl am 9. Mai gewinnen würden.

"Bleibt die Schule nach der Wahl so, wie sie ist?" Das war auch die Grundsatzfrage der von den Schülern selbst organisierten großen Veranstaltung in der Aula mit hunderten Zuhörern. Den Fragen von Moderatorin Elif Senel stellten sich gestern der Kölner SPD-Parteivorsitzende Jochen Ott, Grünen-Landeschef Arndt Klocke, CDU-Ratsherr Dr. Martin Schoser, Dr. Martin Albach (FDP) und Ratsfrau Özlem Demirel (Linke).

Mit Bildung lassen sich vielleicht keine Wahlen gewinnen - aber Wahlen verlieren, heißt es. Kurz vor der NRW-Wahl wird von allen vehement beteuert, dass die Bildung ein Schwerpunkt sei. Die CDU will beim eingeschlagenen Weg mit der FDP im Grundsatz bleiben. Die SPD spricht sich für eine mittelfristige Umstellung des Schulsystems aus, bei der längeres gemeinsames Lernen und individuelle Förderung im Vordergrund stehen, so Ott. Die Schulen sollten dabei entscheiden, ob sie das Abi nach 12 oder 13 Jahren anbieten. Auch die Grünen und die Linke sind für eine Schule für alle, mit längerem gemeinsamen Lernen bis zur 10. Klasse und Abschaffung des dreigliedrigen Schulsystems. Studiengebühren wollen SPD, Grüne und Linke nicht mehr. CDU und FDP sind für "G8", SPD und Grüne wollen die Entscheidung den Schulen überlassen.

Die Vertreter von CDU und FDP hoben die Vorzüge des dreigliedrigen Schulsystems hervor, das erheblich verbessert worden sei, es gebe mehr Ganztag und weniger Unterrichtsausfall. Die Liberalen könnten sich eine Art "Mittelschule" mit einer zusammengelegten Haupt- und Realschule vorstellen, sagte Albach mit Blick darauf, dass die Anmeldezahlen an Hauptschulen sinken. "Wir wollen eine Schule auf zwei statt drei Beinen".

Die Hochschulreform mit Umstellung der Studiengänge auf Bachelor und Master sowie Studiengebühren war ebenfalls ein Thema - für Kritik am hohen Zeitdruck, an hohen Kosten und Verschulung des Studiums gab es viel Applaus.

KOMMENTAR

Gute Politik

von MARTINA WINDRATH zur Schülerbeteiligung vor der Wahl

Für "Quote" sorgen bei Jugendlichen zwar im allgemeinen eher Popstars als Politiker. Doch gestern sah die Sache anders aus. Hunderte Schüler in der Aula des Albertus-Magnus-Gymnasiums verfolgten die Debatte rund um Schul- und Hochschulpolitik vor der kommenden Landtagswahl. Besonders beeindruckend: Die Podiumsdiskussion wurde von Schülern selbst organisiert. Vor einigen Wochen hatte eine ähnliche Veranstaltung zur Landespolitik im Dreikönigsgymnasium stattgefunden. Wenn Teenager die Parteien auf den Prüfstand stellen und fragen, was sie besonders interessiert - dann trägt das sicher mehr Früchte als so manche dröge Unterrichtsstunde.

Politik zum Anfassen: Der direkte Kontakt von Jugend und Politikern trägt hoffentlich auch dazu bei, die Wahlbeteiligung zu erhöhen und die Politik nicht von der Basis abheben zu lassen. Dass Schüler und Studierende durchaus "Bock" auf Beteiligung haben, belegt auch der Bildungsstreik. Es bewegt sich was in der Bildungslandschaft. Und die Jugendlichen können eine Menge dazu beitragen.

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